Im Verlag F. A. Brockhaus erschienen von Berthold Auerbach (1812–1882) einige seiner Novellen und 1846 in der Reihe Schrift und Volk die Untersuchung Grundzüge der volksthümlichen Literatur, angeschossen an eine Charakteristik J. P. Hebels. In seinem Schreiben vom 28. Februar 1855 kündigt Auerbach die Sendung eines Manuskriptes an, über dessen Inhalt leider nichts bekannt ist:

„Schon gestern Abend beim Nachhausegehen und jetzt wieder kam mir’s in den Sinn, daß das, was ich Ihnen geben will, sich gerade jetzt nicht eignet, indem es die Düsternis des Lebens und seiner Verwicklungen so schwerblütig in sich faßt. Sie wissen, wie gern ich Ihnen und Ihrer Frau jede Handreichung thun möchte, um Ihnen über so Schweres hinüber zu helfen; nur glaube ich ist dieses Stück nicht dazu geeignet. Dennoch schicke ich es Ihnen, damit Sie selbst urtheilen können, daß es sich zu jenem erhobenen Vergessen das die Poesie geben sollte nicht eignen will.“

In Nordstetten bei Horb am Neckar geboren, sollte der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Auerbach wie sein Großvater Rabbiner werden. Doch nachdem der Burschenschaftler im Jahr 1837 wegen „staatsfeindlicher Umtriebe“ eine Festungshaft auf dem Hohenasperg verbüßen musste, war ihm das Rabbineramt verwehrt. Früh wurde er dann ein erfolgreicher Autor, der sich als kämpferischer Humanist und Demokrat zeitlebens für ein freies und vereintes Deutschland engagierte.

1843, Auerbach lebte um diese Zeit in Karlsruhe, gelang ihm mit den Schwarzwälder Dorfgeschichten der literarische Durchbruch. Die auch international erfolgreiche Sammlung gab der Erzählgattung der Dorfgeschichte den Namen und beeinflusste Schriftsteller wie Honoré de Balzac, Iwan Turgenew und Leo Tolstoi. In der Reihe der Schwarzwälder Dorfgeschichten erschien 1846 die Erzählung Die Frau Professorin. Sie inspirierte George Bernhard Shaw zu seiner Komödie
Pygmalion (1914), die wiederum die Vorlage zum Musical My Fair Lady bildete, das 1964 mit Audrey Hepburn in der Titelrolle verfilmt wurde.

Jürgen Oppermann