Glühbirnen, 1999/2000

Rolf Zimmermann

Sechs Glühbirnen – akribisch genau auf Papier gebannt, weiter nichts. Keine Angabe über ihren Ort, ihr Umfeld, ihre Benutzung, ihre Funktion. Ihre Formen und Farben nehmen auf nichts Bezug außer auf sie selbst.

Die zarten, zerbrechlichen Körper, das Glitzern ihrer gläsernen Haut, der Glanz ihrer Metallgewinde strahlen eine physische Schönheit aus, der man sich als Betrachter kaum entziehen kann. Dicht nebeneinander gelegt, überschneiden sie sich im Blickwinkel der Darstellung und werfen Schatten auf einer undefinierten Unterlage. In der detaillierten Darstellung ihrer Brillanz und ihrer Fragilität wird den Leuchtkörpern eine Bedeutung verliehen, die weit über ihre Funktion hinausgeht. So ist es nicht der Gegenstand, der in seiner Realität zum Ausdrucksträger dieses Stilllebens wird, sondern seine äußere Form und deren sinnlicher Eindruck.

Dabei wird der Mal- und Zeichnungsprozess des Künstlers deutlich unterstrichen: Das gesamte Blatt ist von Arbeitsspuren Zimmermanns bedeckt, die dem Betrachter das Bild als Artefakt vorführen. Immer wieder wird vermittelt: Wir sehen nicht auf sechs Glühbirnen, sondern auf ein Bild von sechs Glühbirnen. Nicht das Objekt auf dem Bild, sondern unsere Wahrnehmung seines Abbildes und damit unser empfindsames Bewusstsein werden vom Künstler herausgefordert.

Rolf Zimmermann (*1948) studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und wurde unter anderem bei Peter Dreher unterrichtet. Die reale Umwelt mit ihren Menschen und Gegenständen ist es, die immer wieder neue Motive für die Kunst Zimmermanns liefert. Er lässt sie formal identifizierbar, vermag ihre Abbilder jedoch so zu verfremden, dass beim Betrachter neue Wahrnehmungsprozesse geweckt werden.

Dorit Schäfer

Glühbirnen, 1999/2000

Rolf Zimmermann

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