Henkelvase, Form 3603, Dekor „Carmen“
Kugelvase, Form K 64/9

Das Badische Landesmuseum sammelt im Bereich der Keramik der Zwischenkriegszeit schwerpunktmäßig zwei Glasurtypen: Spritzdekor und Laufglasur. Die beiden Vasen gehören zur Letzteren. Die goldene Ära der Laufglasurkeramik begann Ende der 1920er- und dauerte bis zum Ende der 1930er-Jahre. Wenn man die Laufglasuren betrachtet, die scheinbar zufällig auf der Oberfläche „laufen“, ahnt man nicht, wie präzise der Auftrag der Farben erfolgen muss. Denn die genaue Wiederholbarkeit der Muster spielt in serieller Herstellung der keramischen Fabriken eine sehr große Rolle. Die Farben werden mittels Pinsel und Spritzapparat aufgetragen und laufen erst im Brennprozess. Es verlangt ein fundiertes chemisches und physikalisches Wissen, um den Lauf der aufgetragenen Farben zu lenken und an der erwünschten Stelle zum „Stehen“ zu bringen.

Zu den beliebtesten Glasur-Farbstoffen gehörte damals das teure Uranoxid.
Die Glasurfärbung erfolgte mit Hilfe von Metalloxiden (Verbindungen von Metall und Sauerstoff) – im Gegensatz zu den heute vorwiegend synthetisch hergestellten Farbmitteln. Mit 10 bis 20 Prozent Uranoxid konnte eine spezifische, leuchtend orangene Farbgebung erreicht werden. Dieser Farbton hatte es den Zeitgenossen so sehr angetan, dass die Uranglasur, obwohl sie radioaktiv und teuer war, großflächig zur Anwendung kam. Strengere Sicherheitsauflagen nach 1945 besiegelten das Ende dieser Art der Glasur. Hält man heute einen Geigerzähler über die Uranglasur-Keramiken, so schlägt dieser immer noch aus.

Flawia Figiel

Henkelvase, Form 3603, Dekor „Carmen“
Kugelvase, Form K 64/9

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