Junge Tannen, 1909

Berta Welte

Nahsichtig gibt Berta Welte (1872–1931) die fünf dicht stehenden jungen Tannen auf dem hochformatigen Blatt wieder. Die Gruppe fügt sich farblich in das Grün des Waldbodens ein und hebt sich doch mit ihren frühlingshaft leuchtenden Trieben in frischem Grün von ihrer Umgebung ab. Die stattlichen Stämme der älteren Bäume werden vom oberen Bildrand überschnitten. In ihrem unspektakulären, beiläufigen Landschaftsausschnitt gestaltete die Künstlerin eine intime Waldsituation. Mit diesem Motiv wandte sie sich der Landschaftsmalerei in der Nachfolge der Schule von Barbizon zu und wählte darüber hinaus mit dem Wald ein Thema, das in ihrer Zeit geradezu synonym für „deutsch“ stand. Das eigentlich für Künstlerinnen vorgegebene enge Fach der Blumenmalerei hatte sie damit souverän abgelegt.

Berta Welte schuf ihre Farblithografie Junge Tannen 1909, zehn Jahre nachdem sie dem Karlsruher Künstlerbund beigetreten war. Die secessionistische Vereinigung hatte bereits 1897 eine Werkstatt für Steindruck eingerichtet, um für Künstler und Künstlerinnen eine zusätzliche Erwerbsmöglichkeit zu schaffen und gleichzeitig einer breiten Käuferschicht hochwertige, kostengünstige Kunstdrucke anbieten zu können. 

1872 in Karlsruhe geboren, war Berta Welte von 1900 bis 1905 Schülerin des in Grötzingen ansässigen Malers Franz Hein. Sie gehörte damit einer Frauengeneration an, der das Studium an der Großherzoglichen Kunstakademie verwehrt blieb. 1899 trat sie dem Karlsruher Künstlerbund bei. Mit ihren Arbeiten war sie in den Karlsruher Jubiläumsausstellungen 1902 und 1906 vertreten. 1932 richtete ihr der Badische Kunstverein eine Gedächtnisausstellung aus.

Dieses Blatt ist für die Städtische Galerie Karlsruhe von zweifacher Bedeutung. Es bereichert die Sammlung um die repräsentative Arbeit einer der viel zu wenig bekannten Künstlerinnen und erweitert gleichzeitig den Bestand an Farblithografien um einen beispielhaften Druck.

Brigitte Baumstark

Junge Tannen, 1909

Berta Welte

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