Im Jahr 1832 brach der Naturforscher Prinz Maximilian zu Wied-Neuwied (1782–1867) zu einer Forschungsreise in den mittleren Westen Nordamerikas auf. Sein Ziel war es, die dortige Flora und Fauna, aber auch die Kultur der indigenen Völker so genau wie möglich zu dokumentieren, bevor sie womöglich untergehen würden. Daher nahm er den noch jungen Schweizer Zeichner und Kupferstecher Karl Bodmer (1809 –1893) mit, um das Gesehene auch bildlich festzuhalten. Nach ihrer Rückkehr 1834 machte der Prinz sich daran, seine Aufzeichnungen in Buchform zu veröffentlichen. Das Werk erschien in drei Bänden zwischen 1839 und 1841; ihm wurden 81 Illustrationen beigegeben, die nach Bodmers Vorlagen aufwändig hergestellt und meist großformatig abgedruckt wurden.

Insbesondere wegen der detailgetreuen Bilder erlangte das Werk rasch eine große Bedeutung. Die Abhandlung gilt heute als eine der wichtigsten Dokumentationen ihrer Zeit zum Leben der indigenen Kulturen Nordamerikas und ist zugleich prägend geworden für das populäre deutsche Bild des „Wilden Westens“.

Auch der Großherzog von Baden besaß ein Exemplar des Werks. Es befand sich seit der Aufhebung der Monarchie 1918 in der Familienresidenz im Neuen Schloss in Baden-Baden. Als dieses in den 1990er-Jahren verkauft werden sollte, konnte die dortige umfangreiche Bibliothek – darin die Reise nach Nord-America – vom Land Baden-Württemberg mithilfe zahlreicher Unterstützer wie der Stiftung Hirsch erworben werden. So gelangte das markgräfliche Exemplar 1995 in die Badische Landesbibliothek nach Karlsruhe. Damit kehrte es in seinen ursprünglichen Kontext zurück, denn die Landesbibliothek ist 1918 aus der Hofbibliothek der Markgrafen von Baden mit ihrer über 500-jährigen Geschichte hervorgegangen. Die Schlossbibliothek aus Baden-Baden bildet eine wichtige Vervollständigung dieses historischen Teils der Sammlungen der Badischen Landesbibliothek und zeigt, mit welchen Themen sich die badische Fürstenfamilie im 19. Jahrhundert beschäftigte.

Annika Stello