Sie schmücken und schützen Kunstwerke, spielen eine maßgebliche Rolle für die ästhetische Wirkung von Bildern – und doch werden sie meist nur mit einem flüchtigen Blick bedacht. Die Rede ist von Rahmen. Am ehesten noch rücken sie ins Zentrum der Aufmerksamkeit, wenn sie besonders prunkvoll daherkommen, wenn sie als störend empfunden werden oder aber fehlen. Auch in Ausstellungskatalogen werden Rahmen für gewöhnlich nicht besprochen, geschweige denn mit abgebildet. Umso mehr kann es sich lohnen, das vermeintliche Beiwerk einmal genauer wahrzunehmen.
Dass alte Gemälde in ihren ursprünglichen Rahmen gezeigt werden, ist mehr die Ausnahme als die Regel. Als Vermittler zwischen dem Bild und der umgebenden Räumlichkeit wurden sie über die Jahrhunderte hinweg dem Geschmack der jeweiligen Besitzer angepasst und entsprechend ausgetauscht. Insofern erscheint es nur bedingt erstaunlich, dass das Kabinettstück Die Vertreibung aus dem Paradies (1711) des Rotterdamer Malers Adriaen van der Werff (1659–1722) lange ohne eine angemessene Umrahmung auskommen musste. Zeitweise verschwand es daher sogar ins Depot. Und dies, obwohl das Bild einst zu den Hochkarätern im „Mahlerei-Cabinet“ der badischen Markgräfin Karoline Luise (1723–1783) gehörte, das später den Grundstock für die Sammlung der Kunsthalle bildete.
Es war eine glückliche Fügung, als sich im Handel ein passender Eichenholzrahmen aus dem 17. Jahrhundert (Louis XIII) fand, dessen Erwerb die Familie Hirsch 2011 mit großzügigen Mitteln ermöglichte. Mit seinem detailreichen Blüten- und Blätterornament, das gekonnt aus dem Holz geschnitzt und anschließend vergoldet wurde, stellt er ein vorzügliches Pendant zu der Feinmalerei van der Werffs dar, die in die klassizistische Spätphase des „Goldenen Zeitalters“ fällt. So können Besucher*innen der Kunsthalle, die die Abteilung Niederländische Malerei aufsuchen, die Vertreibung aus dem Paradies heute in würdigem Rahmen betrachten.
Sebastian Borkhardt
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