Karl Kraus wurde 1889 in Regensburg geboren und studierte Bildhauerei und Malerei an der Münchener Kunstakademie. Er war auch als Bühnenbildner tätig. 1914 bestellte die Großherzogliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe neun figürliche Entwürfe bei ihm. Es war damals und ist bis heute eine typische Vorgehensweise der Manufaktur, bildende Künstler für die Entwurfstätigkeit zu gewinnen.

Stilistisch gehören seine Figurinen zu der Neorokoko-Welt des Späthistorismus. Sie ergänzten das Produktionsrepertoire der Manufaktur, das sich am Vorabend des Ersten Weltkrieges zwischen dem ausgehenden Jugendstil, dem aufkeimenden Art Déco und der tradierten Kunst bewegte. Die Figuren trafen offensichtlich den Geschmack des Publikums und haben sich gut verkauft. Sie wurden sogar bis 1923 hergestellt. In der Majolika-Sammlung des Badischen Landesmuseums war Karl Kraus mit Objekten nicht gut vertreten, daher schließt diese Erwerbung eine Lücke.

Die Figuren sind auf dem Boden gut bezeichnet: blaues Firmenzeichen, handbemalt, sowie vertiefte Seriennummern 1316.2, 1317.2 und 1319.2. Die Seriennummern sind immer wichtig, denn auf diese Weise ist es möglich, die Keramiken genau zu datieren und den Künstler zu bestimmen.

Flawia Figiel