Bekannt als Schöpfer monumentaler Wandgestaltungen, wie sie sich in der Karlsruher Kunsthalle, der Wartburg oder der ehemaligen Wiener Hofoper erhalten haben, zählt Moritz von Schwind (1804–1871) auch zu den Meistern des kleinen Formats. Seine Darstellungen zeugen von der Erzählfreude und dem Humor eines Künstlers, der seine Inspiration vielfach in Dichtung und Musik fand.
Ein heiterer Erntezug, eine Gebirgslandschaft und mehrere Figurenstudien auf der Rückseite – Moritz von Schwinds Skizzenblatt vereint unterschiedliche Motive, die in keinem unmittelbaren thematischen oder kompositorischen Zusammenhang stehen. Die beiden Zeichnungen auf der Vorderseite sind in langgestreckten Querformaten bildartig angelegt. Die obere zeigt die Rückkehr von der Feldarbeit. Rechen und Sense geschultert, Kornähren unter dem Arm, das hochbeladene Ochsenbespann mit der Peitsche vorantreibend, so bewegt sich der Zug beschwingt voran. Schwind erzählt nicht von den Mühen der Arbeit, er verleiht seinen Figuren Unbeschwertheit und variiert Bewegungen wie Haltungen mit sicherer Hand.
Den geübten Zeichner verrät auch die Landschaft im unteren Drittel des Blattes. Weitgehend ist sie mit einer einzigen Linie geformt – diese dehnt sich geschmeidig, hält zögernd inne, bricht kantig um, schwingt sanft oder lebhaft weiter und findet in den buckligen Baumkronen einen neuen Rhythmus. Kennzeichnend erscheinen die formale Reduktion und die präzise Ausführung, die ihre Voraussetzung in den Strichproben am unteren Blattrand findet.
Moritz von Schwind maß den Arbeiten auf Papier große Bedeutung bei, wie aus einem Brief an den Hamburger Sammler Arnold Otto Meyer vom 10. Juli 1869 hervorgeht. Darin schreibt er: „Nebenbei gesagt, so unscheinbar sie sein mögen, die wichtigsten Zeugnisse, ob einer was kann oder nicht.“
Astrid Reuter
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