Uhrwerk für eine Standuhr

Dank der großzügigen Unterstützung durch die Stiftung Hirsch konnte das Pfinzgaumuseum 2012 dieses Uhrwerk erwerben. Der Inschrift auf dem kleinen, oben auf dem Uhrenschild angebrachten Trapez zufolge wurde es 1747 in Durlach vom dort ansässigen Uhrmacher Johann Jakob Schmidt angefertigt. Das nahezu quadratische Uhrenschild wird oben von einem Segmentbogen abgeschlossen. Es trägt einen silberfarbenen Ziffernring mit römischen Zahlen und arabischer Minuterie. Im Bogen ist floraler, goldfarbener Dekor angebracht, in den Ecken befinden sich goldfarbene Putti. Das Uhrwerk wurde in ein Gehäuse eingesetzt, das so bemessen war, dass es auch Pendel und Gewichte aufnehmen konnte. 

Johann Jakob Schmidt wurde 1722 im hessischen Lauterbach geboren. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Schlosser und dann zum Uhrmacher. 1747 heiratete er und ließ sich mit seiner Frau in Durlach nieder. Bald danach fertigte er diese Uhr an. Schmidt hatte mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, denn nur wenige konnten sich damals eine Taschenuhr leisten und auch die Nachfrage nach Zimmeruhren war gering. Er reparierte die Uhr der Durlacher Stadtkirche, die dann weit über die vereinbarte Garantiezeit hinaus funktionierte. Doch Folgeaufträge blieben aus, weshalb er immer wieder Schlosserarbeiten ausführte. 

Nach dem Tod seiner Frau – die Ehe war kinderlos geblieben – heiratete Johann Jakob Schmidt erneut. Aus der zweiten Ehe gingen drei Kinder hervor. Sein ältester Sohn gleichen Namens wurde 1770 geboren. Er erlernte den Beruf seines Vaters, ließ sich 1794 in Karlsruhe nieder und wurde 1805 zum Hofuhrmacher ernannt. Dessen Enkel – ebenfalls Uhrmacher – gründete 1860 in Karlsruhe die spätere Firma G. Schmidt-Staub, die bis 1965 bestand. Somit steht dieses Uhrwerk am Anfang einer über 200 Jahre währenden Familientradition und ist ein Stück sowohl Durlacher als auch Karlsruher Stadtgeschichte.

Ferdinand Leikam

Uhrwerk für eine Standuhr

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