Pierre-Jean David d’Angers (1788–1856) zählt zu den bedeutendsten französischen Bildhauern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit großer Leidenschaft widmete er sich dem Porträt, was ihm zahlreiche Aufträge zu öffentlichen Denkmälern einbrachte. Doch auch im kleineren Format galt sein Interesse herausragenden Persönlichkeiten der Naturwissenschaft, Politik und Kultur. Deren führende Köpfe verewigte er in rund 500 Bildnismedaillons, die in Kleinserien bei Eck et Durand, Paris, gegossen wurden. Allein der Künstler wählte aus, wen er in diesem Format porträtieren wollte.
Das 1828 geschaffene Medaillon auf Victor Hugo trägt die persönliche Widmung „Meinem berühmten Freund Victor Hugo“. Der Kopf des Dichters füllt fast das gesamte Rund des Medaillons, was als Verweis auf Hugos Geistesgröße interpretiert werden darf. Seine markanten Gesichtszüge sind deutlich herausgearbeitet und fangen
in ihren erhabenen Graten und Flächen das Licht. Hugo bedankte sich bei dem Bildhauer mit einer persönlichen Ode und charmanter Widmung: „Der Bronze, vom Papier“.
Im Folgejahr saß Johann Wolfgang von Goethe in seinem Weimarer Wohnhaus d’Angers Modell. Sein Bildnis wirkt im Vergleich gelängt, Gesichtszüge und Haar sind stärker definiert, eine geistige Grundspannung durchzieht den Kopf bis in die Haarspitzen. Der Bildhauer findet hier einen Ausdruck von der ihn faszinierenden „kolossalen“ Gestalt Goethes, die in d’Angers‘ Augen lautlos über den Boden zu schweben schien und keinerlei Gestik verwandte.
Beide Medaillons schenkte das Ehepaar Hirsch 1989, im Jahr der Stiftungsgründung, der Kunsthalle Karlsruhe. Dem kleinen, feinen Bestand an Medaillons d’Angers‘ fügten sie zwei besonders schöne wie namhafte Exemplare hinzu.
Leonie Beiersdorf
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