Auf den ersten Blick könnte man den Vielfraß für einen kleinen Bären halten, tatsächlich gehört diese Art aber zu den Marderartigen und ist eng mit dem als „Automarder“ verschrienen Steinmarder verwandt. Mit einem Gewicht von bis zu 18 Kilogramm, das die größeren männlichen Tiere erreichen können, stellt er allerdings alle einheimischen Marderarten, den Dachs mit eingeschlossen, deutlich in den Schatten.
Vielfraße kommen heute auf der Nordhalbkugel von Skandinavien bis nach Alaska in den nahezu menschenleeren borealen Nadelwäldern und der sich daran nördlich anschließenden Waldtundra vor. Dank ihres dichten Fells und der dicht behaarten Fußsohlen können ihnen Schnee und Eis kaum etwas anhaben. Ihr Nahrungsspektrum ist breit gefächert: Aas spielt eine bedeutende Rolle, aber auch auf Lemminge und Schneehasen wird Jagd gemacht, und unter günstigen Voraussetzungen können sogar Beutetiere bis zur Größe eines Rentiers überwältigt werden.
Möglicherweise beruht der Name „Vielfraß“, der sich nach modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht rechtfertigen lässt, auf einem Missverständnis. Denn die altnordische Bezeichnung fjallfress bedeutet wörtlich übersetzt „Felsenkatze“ oder „Felsenbär“, klingt aber für deutsche Ohren nach „Vielfraß“, und mag so aus dem Deutschen in viele andere Sprachen irrtümlich übernommen worden sein.
Während der letzten Kaltzeiten verschob sich das Verbreitungsgebiet des Vielfraßes mit zunehmender Vergletscherung der Nordhalbkugel wiederholt weit nach Süden, wie Fossilfunde auch aus Mittel- und Südeuropa belegen. Dieses Schaupräparat wurde für das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsruhe mit Mitteln der Stiftung Hirsch für Ausstellungszwecke angeschafft. Zuletzt wurde es in der Großen Landesausstellung Flusspferde am Oberrhein – Wie war die Eiszeit wirklich? (2018/19) gezeigt, so dass dem Publikum dank der Stiftung Hirsch ein sehr bemerkenswertes, aber wenig bekanntes Faunenelement der Würm-Kaltzeit vorgestellt werden konnte.
Albrecht Manegold
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