Der Indianerbrunnen am Werderplatz entstand aus einem pragmatischen Grund: Die dort unterirdisch gebaute Toilettenanlage lag nicht tief genug, um sie unterhalb des Straßenniveaus verschwinden zu lassen. So kam der Architekt und Stadtbaurat Friedrich Beichel auf die Idee, das überstehende Gebilde mit einem künstlerisch gestalteten Marktbrunnen zu kaschieren.
Der erste Entwurf sah einen klassischen Stockbrunnen vor, auf dessen Spitze eine lebensgroße Indianerstatue thronen sollte. Nachdem der Entwurf im Karlsruher Tagblatt abgedruckt wurde, brach große Empörung aus. Vor allem die Bürgergesellschaft der Südstadt empfand den Indianerbrunnen als Verunglimpfung der Südstädter. Der Transportunternehmer Hubert von Steffelin sah dies jedoch ganz anders. 1925 ließ er auf seinem Grundstück in der heutigen Baumeisterstraße einen Wandbrunnen mit einem Indianerkopf anbringen, um somit für die Idee eines Indianerbrunnens zu werben.
Friedrich Beichel setzte sich mit Unterstützung des Oberbürgermeisters Julius Finter letztendlich durch. Der Indianerbrunnen bekam einen vom Bildhauer August Meyerhuber (1879 –1963) gefertigten Januskopf aufgesetzt. Auf der zur Johanniskirche gewandten Seite stellt dieser einen echten Sioux-Indianer dar, der während eines Gastspiels des Zirkus Krone dafür Modell stand. Auf der zur Brauerei Wolf gewandten Seite ließ sich der Architekt selbst porträtieren. Dieses Motiv zeigt auch das hier ausgestellte Entwurfsmodell, das sich heute in Privatbesitz befindet und mit Hilfe der Stiftung Hirsch 2016 für die Ausstellung Rund um den Indianerbrunnen. Rothäute in der Südstadt als zentrales Ausstellungsobjekt im Stadtmuseum restauriert wurde.
Peter Pretsch
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