Seit 1896 entstand in der damaligen Badischen Residenzstadt eine kommunale
Kunstsammlung mit Werken vorwiegend Karlsruher Künstler im Sinne der lokalen Kunstförderung. Durch Schenkung oder Ankauf kamen auch bereits bestehende Sammlungen hinzu wie die des örtlichen Glasmalers Hans Drinneberg (1852–1931) oder das Konvolut japanischer Farbholzschnitte aus dem Besitz des Philosophen Arthur Drews (1865–1935), der seit 1899 als außerordentlicher Professor an der Technischen Hochschule in Karlsruhe unterrichtete. Er war ein bedeutender Vertreter der monistischen Lehre. Seine wissenschaftlichen Fragestellungen stellen jedoch keine Verbindung zu seiner Kunstsammlung her.
Auch die zu Drews bekannten biografischen Hinweise geben keinen Aufschluss darüber, warum er sich für die japanischen Farbholzschnitte interessierte. Möglicherweise war auch er fasziniert von dieser völlig ungewohnten Sehweise, die die europäischen Betrachter sofort fesselte. Ausschnitthaftigkeit, der Verzicht auf Zentralperspektive und Räumlichkeit, die flächige Gestaltungsweise mit der Betonung der Linie prägen die schattenlosen Darstellungen. Die erzählerischen Motive sind der Alltagswelt entnommen oder zeigen Landschaften, Tiere und Pflanzen. Nicht nur Maler wie Édouard Manet, Vincent van Gogh, Emil Orlik oder die Künstler des Blauen Reiters ließen sich von diesen exotisch anmutenden Blättern inspirieren, sondern auch die Kunstschaffenden des Karlsruher Künstlerbundes. Dieser Japanbegeisterung wird sich auch Drews angeschlossen haben.
Die historischen Montierungen seiner Holzschnittsammlung mit säurehaltigem Montagepapier und die Verwendung ungeeigneter Leime gefährdeten inzwischen die Blätter, sodass eine Restaurierung dringend notwendig wurde. Mit Hilfe der Stiftung Hirsch konnte unter anderem dieses Blatt konservatorisch gesichert und damit für die Nachwelt erhalten werden.
Brigitte Baumstark
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