Maria Sibylla Merian, 1647 in Frankfurt geboren als Tochter des berühmten Kupferstechers und Verlegers Matthäus Merian der Ältere, war in jeder Hinsicht eine außerordentliche Frau. Fast ihr ganzes Leben war sie auf Wanderschaft, lebte in Frankfurt, Nürnberg, Schloss Waltha in Friesland, Amsterdam und schließlich in Paramaribo (Suriname, Südamerika). Als alleinstehende Frau musste sie den Lebensunterhalt für sich und ihre zwei Töchter sichern. Die ausgebildete Malerin und Kupferstecherin tat dies, indem sie ihre Bilder verkaufte und mit selbst hergestellten Farben handelte.
1699 brach sie zu einer Seereise nach Südamerika auf, in die Kolonie Niederländisch-Guayana (heute Suriname). Ihr Ziel war es, einen Prachtband dieser Tropenwelt herauszubringen, um die Welt in Erstaunen zu versetzen. Zwei Jahre lang beobachtete, studierte und präparierte sie vornehmlich Insekten und zeichnete detailreich die Metamorphose der Schmetterlinge. 1701 zurück in Europa, wertete sie ihre gesammelten Belege aus und veröffentlichte im Jahr 1705 die bedeutende Studie Metamorphosis Insectorum Surinamensium auf Niederländisch und Lateinisch. 60 handkolorierte Kupferstiche zeigen die Insekten inmitten der Pflanzen, die sie in Surinam vorgefunden hatte. Lediglich 60 Erstdrucke sollen veröffentlicht worden sein, was diese Meisterwerke zusätzlich zu bibliophilen Kostbarkeiten macht. Als eine der Ersten beschrieb Merian die Beziehungen zwischen Arten, Nahrungsketten und den Kampf ums Überleben in der Natur, ebenso die Auswirkungen der Umwelt auf Entwicklung und Verhalten. Obwohl ihr Ruhm sich in ganz Europa verbreitete, wurde das Prachtwerk kein finanzieller Erfolg.
1717 starb Maria Sibylla Merian, weltberühmt, aber bettelarm, in Amsterdam.
Im 19. Jahrhundert wurde sie fast vergessen und erst in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt. Heute gilt sie weltweit als herausragende Künstlerin und Forscherin, in Deutschland als Pionierin und Begründerin der Insektenforschung.
Michael Rauhe
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