Messel-Ibis (Rhynchaeites messelensis)

Der Vogel mit seinem markanten Schnabel und den Watbeinen wurde bei seiner Erstbeschreibung im Jahr 1898 als Bindeglied zwischen den Watvögeln und den
Rallen angesehen. Seit 2002 ist klar, dass der Vogel tatsächlich den Ibissen nahesteht, aber zu einer eigenen Unterfamilie gehört, den Rhynchaeitinae. Zusammen mit den eigentlichen Ibissen und den Löfflern gehören die Messel-Ibisse zu den Pelikanartigen. Auch die Graureiher gehören in diese Gruppe.

Der Messel-Ibis lebte vor circa 49 Millionen Jahren in der Gegend um die heutige Grube Messel bei Darmstadt. Dort gediehen üppige Lorbeermischwälder. Mit dem langen, gebogenen Schnabel stocherten die Vögel in der Bodenstreu nach Würmern, Asseln und Insektenlarven. Weiche Früchte, wie zum Beispiel Weinbeeren, deren Samen in den Messeler Schichten überliefert sind, und kleine Sämereien standen sicherlich ebenfalls auf ihrem Speisezettel. Messel-Ibisse sind wohl immer wieder
am Ufer des eozänen Messel-Sees aufgetaucht, um zu trinken, oder über ihn
hinweggeflogen. Sehr selten kam es dabei zu tödlichen Unfällen, bei denen die Tiere im See umkamen und auf den schlammigen Grund sanken. Deshalb sind die versteinerten Überreste von Messel-Ibissen extrem rare Schätze. 

Der 1997 mit Mitteln der Stiftung Hirsch für das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsruhe erworbene Messel-Ibis ist wohl der schönste seiner Art. Sein Skelett ist vollständig. Die Knochen sind nach 49 Millionen Jahren noch immer so angeordnet, wie sie es beim lebenden Tier einstmals waren. Die größte Besonderheit jedoch ist die Erhaltung von Weichteilen. Deutlich sichtbar sind die Konturen der Schwungfedern. Sogar der schwarze Hintergrund der Netzhaut im Auge, das Tapetum, ist erhalten geblieben.

Dino Frey

Messel-Ibis (Rhynchaeites messelensis)

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